Alles über die Gattung Xiphophorus

Der Ursprung "meiner" Diskussion der Flossenveränderungen beim Hochzucht-Hellerii war die Feststellung, dass hier in D das Lyratail als fester, einheitlicher Vererbungsbestandteil gesehen wird.

 

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Nun habe ich eine Geschichte als Hellerii-Züchter, in der ich noch in meiner ersten Phase vor 30 Jahren die Begriffe Drachenflosser, Doppelschwertträger und "Simpson" so kannte, wie sie im Jacobs beschrieben waren. Es gibt Bilder, auch in der Gordon-Literatur, mit Doppelschwertträgern und normalem Gonopodium:

"Swordtails" keeping and breeding them in captiviti, Dr. Herbert R. Axelrod and Dr. Myron Gordon, t.f.h. 1997, Abbildung 1 auf Seite 39.

Ich betrachte den heutigen Lyraschwertträger als gefestigtes gemeinsames Merkmal. Die "Auflösung" geschieht durch Einkreuzen von beispielsweise Deltaflossern. Hier gibt es eine Tendenz die einzelnen Bestandteile wieder zu finden. So wie es Roy Levine  in der Kritik einer Hifin-Lyraflosser-Betrachtung  am 4.April 2010 beschrieben hat.

Hifin-Lyra gepaart mit einfachen Hellerii-Weibchen können die gefestigten  Lyra- und die Hifinbestandteile zum Teil wieder aufspalten.

So kommen in Kreuzungen Delta mit Lyra eben auch mal andere Kombinationen wieder(!) zum Vorschein.

Ich bin kein Biologe oder Genetiker sondern Ingenieur und mein Wissen ist auf diesen Gebieten auch nicht sehr gefestigt. Insofern ist es mir auch wichtig, dass Fachleute auf den entsprechenden Gebieten das beurteilen, um mögliche Irrtümer rechtzeitig zu erkennen.

Zur Erklärung meiner Denkweise zu den Flossenformen des Hochzucht-Hellerii:

Ich gehe davon aus, dass Delta-, Doppelschwert- und Simpsonflosser verschiedene (getrennte) Vererbungsmerkmale haben.

In der deutschen Ausgabe des Jacobs wird das auf den Seiten 473-474 unter den Nummern 31,32,33 als Beschreibung von auftretenden (beschriebenen) Flossenformen beschrieben. In der t.f.h. Paperbackausgabe befinden sich diese Texte auf den Seiten ab 420.

Die heutigen Zuchtformen daraus sind meiner Meinung nach durch viele Generationen genetisch verfestigte(verbundene) Merkmale. So ist der heutige Deltaflosser und der in D so benannte "Fahnenflosser" wahrscheinlich ein Ergebnis der mehr oder weniger gezielten "Vermischung" von Delta- und Simpsonflosser. In einigen Zuchtlinien kann man die Auflösung dieser beiden Grundformen erkennen. Züchter berichten, dass sie dann jeweils mit einem der Typen weiter machen.

Wie ein Simpsonflosser aussieht, weiß man in oft nicht mehr!

 Bei mir war Folgendes geschehen. Ich hatte israelische samtrote Lyraschwertträger mit kombinierter Arnoldi- und Wagtailzeichnung. Es waren aber keine einfachflossigen Tiere dieser Farbform dabei. Da diese Tiere die typisch verlängerten Gonopodien hatten, suchte ich nach normalgonopodialen männlichen Tieren dieses Farbschlages und fand Deltaflosser dieses Farbschlages polnischer Herkunft. Das Ergebnis war eigentlich nicht wirklich Überraschend. Es fanden sich alle möglichen Flossenkombinationen wieder. Unter anderem meine ersten Königslyra in sehr geringer Anzahl. Es gab aber auch Delta-, Fahnen-, Simpson- und Fächerflosser. Zuviel für meine paar Becken. 

Dieses Tier hatte kein normales Gonopodium.

Davon stellte ich ein Paar(Foto G. Schramm) zur EM 2008 mit guter Bewertung als Experimentalzucht aus:


Ein weiteres Jungtier aus dieser Linie:


Hier eine Aufnahme von Günther Schramm, dem ich dieses Tier zur Weiterzucht gegeben habe:


Die beiden zuletzt abgebildeten Tiere sind noch nicht voll entwickelt. Diese entwickelten später noch die typische Rückenflosse eines Königslyras.

Meine Fragen in deutschen Internetforen gingen ins Leere, bzw. mündeten in Hinweisen auf den Zuchtstandard, der aber hierbei nicht hilfreich war. Ich musste mich also selber um Erkenntnisse bemühen.

Berufszüchter bestätigten mir meine Annahme, dass Königslyra als nicht "normale" Lyra aussortiert wurden. Das ist zum Teil verständlich, denn Königslyra habe ungleiche Flossenverlängerungen in der caudale und entwickeln sich erst später als der heutige "normale" Lyraflosser. Zum Zeitpunkt, an dem die Königsflosser phänotypisch zu erkennen sind, hat man diese Tiere längst verkauft oder Züchter haben sie aussortiert, weil diese Züchter natürlich(!) ihren Blick auf die gewünschten Zuchtmerkmale ihres Stammes ausrichten. Wir haben alle einen selektiven Blick.

Für Ausstellungen sind diese Tiere, nach derzeit verwendeten Bewertungsstandards, nicht zu gebrauchen. Siehe Kritik zu den Bewertungsstandards auf meiner Seite.

Nun, mein Blick war sensibilisiert und ich stieß auf einer Veranstaltung in Bretnig, Oktober 2008, auf einen weiteren Züchter, der diesen Tieren Beachtung schenkte, sie aber, wegen einiger der oben beschriebenen Eigenschaften, die den Berufszüchter nicht entgegen kamen, aufgeben wollte. Dadurch erhielt ich einen, schon über einige Generationen, gefestigten Stamm.

Leider habe ich mich nicht weiter im gleichen Maße um die Farbe meiner samtroten Tiere gekümmert. Die Händler wollen schließlich immer nur rote Tiere  und irgend Jemand muss meine Keller-Rechnungen bezahlen. ^^

Das Doppelschwert ist nach Jacobs schon 1848 durch Heckel beschrieben worden. Findet sich also schon in den Wildformen wieder. Es ist nur eine Frage der Zeit und der offenen Augen von sensibilisierten Züchtern, dass wir den "einfachen" Doppelschwertträger wieder finden und dann zu gezielten Kreuzungen mit anderen "reinen"  Flossenformen verwenden können. Hoffentlich finden sich dann die Idealisten, diesen Schatz der einfachen Flossenformen in ihren Becken zu erhalten!


Später werde ich noch meine Ansichten zu Veröffentlichungen über die unsinnigen Behauptungen zu "lebenslang" wachsenden Flossen bei einigen Lyra-Helleriis in der Literatur und den Internetforen äußern. Ich will es hier nur andeuten, weil es zum Thema dazu gehört.